Nachhaltig umdenken: mit Wasserstoffbussen klimaneutral über Land unterwegs

26.07.2021

Dieselbusse gehen auf den Wasserstoff-Trip: Die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft (UVG) rüstet serienmäßige Dieselfahrzeuge auf Brennstoffzellen-Technik um. Noch in diesem Jahr will sie auf ihren beiden Nationalpark-Linien zwei Busse ganz ohne CO2-Emissionen einsetzen. Damit hat das Verkehrsunternehmen eine optimale klimaneutrale Antriebsalternative für tägliche Fahrzeugumläufe mit über 300 Kilometern im ländlichen Raum gefunden.

„Uckermark ist Zukunft, es wissen nur nicht alle.“ Der Nordosten Deutschlands, unweit der polnischen Hafenstadt Stettin, soll als „Wasserstoffregion“ etabliert werden. Gute Voraussetzungen sind gegeben. In der Kreisstadt Prenzlau arbeitet seit fast zehn Jahren ein Hybrid-Kraftwerk, das grünen Strom aus Windkraft produziert. Und auf dem großen Industriegelände der kleinen Stadt Schwedt/Oder beschäftigen sich namhafte Konzerne der Mineralöl- und Energiewirtschaft schon länger mit der Herstellung und Nutzung von Wasserstoff.

UVG-Geschäftsführer Lars Boehme und sein Team gehören mit zu den ersten in der Uckermark, die den politischen Auftrag der Klimaneutralität umsetzen. Das Thema Brennstoffzelle beschäftigt ihn schon länger: „Auf der Suche nach klimaneutralen alternativen Antrieben sind wir schnell auf Wasserstoff gekommen“, sagt Boehme. Sein Problem teilen auch andere Verkehrsunternehmen speziell im ländlichen Raum: „Wir haben tägliche Fahrzeugumläufe mit über 300 Kilometern. Wenn wir das mit Batterieantrieben schaffen wollen, brauchen wir im Netz Nachlademöglichkeiten. Das mag innerstädtisch wirtschaftlich sinnvoll einzurichten zu sein, ist aber im ländlichen Raum nahezu undenkbar.“ Und mehr schwere Akku-Kapazität in den Bus packen, sei auch keine Lösung: „Wir wollen Fahrgäste mitnehmen und keine Batterien.“

Umrüstung: ein Bus der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft mit den markanten, druckdichten Stahlflaschen auf dem Fahrzeugdach für den Wasserstoff

Durch die Kombination von zwei Technologien, nämlich von Wasserstoff und Brennstoffzellen, lässt sich ohne Nachtanken eine Reichweite wie bei einem Dieselbus erzielen. Um die Kosten im Rahmen zu halten, kooperiert die UVG mit einem Start-up bei Hamburg, das als mittelständisches Joint Venture ins Leben gerufen wurde. Primäres Ziel: Im Nutzfahrzeugsektor die technischen Voraussetzungen für eine Umrüstung vom Dieselantrieb auf Brennstoffzellen zu schaffen.

Modularer Aufbau von vier Komponenten

Gefördert mit Mitteln des Bundesverkehrsministeriums startete das junge Start-up die Entwicklung von fünf Prototypen und rüstete schwere Diesel-Lkw, aber auch Busse auf Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb um. In einem strikt modularen Aufbau müssen vier Komponenten nach dem Ausbau von Tank, Dieselmotor und Antriebssträngen untergebracht werden: Wasserstofftanks, Brennstoffzellen, Speicherbatterien und zwei Radnabenmotoren in der Antriebsachse. Die Tanks in Bussen – vier druckdichte Stahlflaschen mit etwa 30 Kilogramm Fassungsvermögen – werden auf dem Fahrzeugdach installiert, Brennstoffzelle und Speicherbatterien verschwinden im Heck, eine neue Achse mit dem Elektromotor ersetzt die bisherige Technik. Fachleute sprechen dann von einem Fuel-Cell-Electric-Vehicle (FCEV).

UVG-Geschäftsführer Lars Boehme erwartet, dass die Zwölf-Meter Busse nach der Umrüstung acht bis zehn Jahre länger im Einsatz bleiben können. „Es ist ja nicht so, dass wir hier alte Fahrzeuge ein bisschen aufpolieren. Wir bekommen eine völlig neue Antriebstechnologie. Und wir fahren künftig emissionsfrei und ressourcenschonend.“ Auf der Kostenseite müsse man auch sehen, dass der Wartungsaufwand für die künftige Elektrotechnik deutlich unter dem Bedarf von Dieselbussen liege. Weniger Aufwand auch für die Schulung des Personals, denn der Arbeitsplatz des Busfahrers ist unverändert: Er muss nur seine Fahrweise auf den Elektroantrieb umstellen.

Wasserstoffbusse für den Nationalpark in der Uckermark

Vom Frühsommer an will die UVG die beiden besonders klimafreundlichen Busse überwiegend auf den Nationalparklinien einsetzen. Nicht nur unter der Haube werden sie grün sein: Die beiden Fahrzeuge werden zu rollenden Informationszentren mit audiovisuellen Anreizen, zum Beispiel mit Videoclips zu jeder der 16 Nationalpark-Haltestellen. Wasserstoff ist für Lars Boehme aber weit mehr als eine Touristenattraktion für die Fahrten in Deutschlands einzigem Auen-Nationalpark an der Oder.

Zu wirtschaftlich sinnvollen Konditionen an die saubere Energie zu kommen, sei in der Region Uckermark, anders als anderswo, nur noch eine Frage der Zeit. Die Zapfsäule im Betriebshof ist bereits geplant. „Vielleicht“, meint der UVG-Geschäftsführer, „bauen wir als Verkehrsunternehmen irgendwann sogar ein öffentliches Tankstellennetz für jedermann auf.“

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