Landschaft

Weltweit einzigartig: aus Müll erzeugte Wasserstoffmobilität setzt den ÖPNV in Wuppertal und NRW klimaneutral in Bewegung

25.10.2021

Das Wuppertaler Wasserstoffmodell macht in NRW Schule und vielleicht sogar darüber hinaus. Mit dem bisher einzigartigen Konzept, aus der Abfallentsorgung Energie für den ÖPNV zu gewinnen, werden die herkömmlichen städtischen Dieselbusse sukzessive durch Wasserstoffbusse ersetzt. Das sorgt für ein hohes Energie-Einsparpotenzial. Mit der neuen Busflotte können fast 700 Tonnen CO2 pro Jahr im Vergleich zu Dieselbussen eingespart werden.

Wuppertaler Stadtwerke mit Projekt zur Wasserstoffmobilität Vorreiter

Mit dem Modellprojekt zur Wasserstoffmobilität haben sich die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) zum Vorreiter für Klimaverantwortung und Nachhaltigkeit entwickelt. Und dafür sogar eine Auszeichnung erhalten: Das Wasserstoffprojekt „H2-W – Wasserstoffmobilität für Wuppertal" wurde beim Stadtwerke-Kongress des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) mit dem Stadtwerke-Award in Gold ausgezeichnet. Fahrt aufnehmen konnte das Projekt „H2W“ durch die EU-Förderprogramme JIVE, MEHRLIN und JIVE2, das Förderprogramm des Bundes NIP2 sowie durch Fördermittel des Landes NRW.

Wichtiger Baustein für die Verkehrswende: mehr Nachhaltigkeit durch neue Antriebskonzepte

Das Konzept eines Wertstoffkreislaufes klingt logisch und durchdacht. Es verknüpft die Abfallentsorgung, Stromerzeugung und den ÖPNV. Doch ohne die Idee und die starke Allianz der Wuppertaler Stadtwerke mit der Abfallwirtschaftsgesellschaft Wuppertal (AWG) wäre dieses Leuchtturmprojekt niemals zustande gekommen.

Mit dem Projektstart im Frühjahr 2020 begann im bergischen Land eine neue Ära im ÖPNV: Sie basiert auf dem Ansatz, alle Brennstoffzellen-Fahrzeuge mit Wasserstoff zu betanken, der aus dem Müll der Wuppertaler Bürger*innen gewonnen wird.

Dabei wird Wasserstoff in einem Elektrolyseur der WSW-Konzerntochter AWG produziert, der mit Strom aus einem nahegelegenen Müllheizkraftwerk betrieben wird. Das ist die Basis für die zweiachsigen Brennstoffzellen-Busse, die tagtäglich – je nach Linie bis zu 280 Kilometern – quer durch Wuppertal und Umgebung fahren können.

Auf dem städtischen Busbetriebshof wurden dafür die Werkstätten für die Wartung der elektrischen Fahrzeuge nachgerüstet. Die Betankungsanlage erfolgt im AWG-Müllheizkraftwerk.

Wir sprachen mit Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW mobil GmbH, Wuppertal zum Thema Wasserstoffmobilität

  • Was hat sich in den ersten Monaten gezeigt, wie wirtschaftlich ist das geförderte Wasserstoffprojekt in Bezug auf Klimaneutralität und Effizienz?

„Nicht nur die Busse, sondern das gesamte Betriebskonzept mit der Wasserstoffproduktion und der Betankungsanlage bei der AWG haben unsere Erwartungen vollauf erfüllt. Die zehn Busse des belgischen Herstellers Van Hool haben seit der Inbetriebnahme der Flotte über 70.000 Kilometer zurückgelegt und dabei weniger Wasserstoff verbraucht als prognostiziert. Ohne Fördermittel ist aber die finanzielle Kluft gegenüber den Dieselfahrzeugen noch viel zu hoch.“

  • Wie lassen sich Aufwand, Erwartung und Reichweite miteinander in Einklang bringen?

„Wichtig für die langfristige wirtschaftliche Betrachtung der Flotte ist neben der Wartungsintensität der Kraftstoffverbrauch. Mit ihrer Reichweite von 400 Kilometern und dem zügigen Auftanken sind die Wasserstoffbusse batteriebetriebenen Elektrobussen deutlich überlegen. Im Jahresdurchschnitt verbrauchten die Busse 8,7 Kg/100 km. Durch die CO2-Abgabe erreichen wir damit schon in diesem Jahr bei den Tankkosten Dieselniveau.“

Wasserstoffbus
  • Was sagen die Bürger der Stadt Wuppertal, wie wird die neue Busflotte angenommen und was bedeutet es für den Verkehr der Stadt?

„Die Kunden schätzen die geringe Geräuschkulisse und vor allem in den Innenstadtbereichen die ausbleibenden Emissionen. Sicher hätten die Fahrgäste gerne mehr davon, weshalb wir bis Jahresende zehn neue Busse von Solaris bekommen werden. Damit leisten wir unseren Beitrag zu einem emissionsärmeren ÖPNV.“

  • Welche Chancen sehen Sie für das WSW-Wertstoffkreislauf-Konzept für Stadt und Land, wenn es Schule macht?

„Die Sektorenkopplung ist der zentrale Vorteil für den Erfolg dieses Konzepts. Wir haben es geschafft, die Stärken des Konzerns zu bündeln und in dieser Lösung zu verknüpfen. Mit Müll Busse tanken hat schon einen besonderen Charme. Bieten sich anderen Unternehmen ähnliche Möglichkeiten, kann ich nur dringend zu einer Prüfung raten.“

Erfolgsfaktor Weiterbildung: Mitarbeiterschulung als Basis für Akzeptanz der neuen Wasserstofftechnik

In jeder Veränderung liegt eine Chance, vor allem, wenn man die Mitarbeiter*innen auf die Reise der technischen Transformation mitnimmt. Bei der WSW mobil GmbH erfolgte die reibungslose Integration der Wasserstofffahrzeuge in die WSW-Busflotte ohne Probleme. Vor allem, weil die Hälfte der rund 800 Fahrerinnen und Fahrer zeitnah und intensiv auf den neuen Fahrzeugen geschult wurden. Die Wasserstoffbusse sind im Fahrdienst auch bei den Mitarbeiter*innen beliebt: Weil sie leise fahren, komfortabel sind und über gute Fahreigenschaften verfügen, steigen auch die Busfahrer*innen der WSW mobil GmbH gerne auf die neue Busflotte um.

Freie Fahrt also für ein großes Stück Nachhaltigkeit auf dem Weg zur Mobilitätswende!

Berufschancen und Vielfalt: Wie wäre es mit einem Quereinstieg als Busfahrer*in?

Die Verkehrsunternehmen suchen bundesweit „Gastgeber“ im Bus-Cockpit für die Busflotten in Stadt und Land. Wenn du Freude am Umgang mit Menschen und in der Kommunikation mit Fahrgästen hast, gerne Verantwortung übernimmst und bei allen Herausforderungen des Alltags und auf der Straße die Ruhe bewahren kannst, freuen wir uns auf deine Bewerbung als Busfahrer*in bei den Verkehrsunternehmen.

Übrigens: Bei den Verkehrsunternehmen spielen Teamgeist, Integration und Kooperation eine große Rolle. Wir leben Vielfalt, weil wir davon überzeugt sind, dass neue Ideen und Perspektiven durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Persönlichkeiten erst möglich werden. Wir schätzen es, wenn Wissen und Können, Potenziale und Menschen unterschiedlicher Herkunft, Tag für Tag einen wertvollen Beitrag für die Verkehrsunternehmen leisten. Gelebte Diversität in der Verkehrsbranche prägt unser Denken und Handeln.

Eine Bewerbung als Berufseinsteiger*in oder Berufsprofi lohnt sich, denn die Verkehrsunternehmen suchen fortlaufend Expert*innen, Fach- und Führungskräfte jeden Alters für neue Projekte. Entdecke deine Berufschance in unserem Stellenmarkt und finde den passenden Job für dich.

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